Geboren am 18.07.1927 Brieg [Schlesien], gestorben am 19.12.2015 in Greenwich/Connecticut ruht er nun in sächsischer Erde, auf dem Südfriedhof in Leipzig. Er wirkte als Gewandhauskapellmeister von 1970 bis 1996 in Leipzig. Die Stadt war ihm zur Heimat geworden.
Am 14. Januar 2016 fand der bewegende Trauergottesdienst in der Thomaskirche zu Leipzig statt. Masurs Familie hatte sich eine christliche Zeremonie gewünscht - in jener Kirche, die Masur selbst "immer wieder zu Momenten des Gebets und der Einkehr" aufgesucht hat, wie Pfarrer Martin Hundertmark später in seiner Predigt betonte.
Familienangehörige, Freunde, Musiker, Künstler und Politiker waren aus der ganzen Welt angereist, um gemeinsam mit dankbaren Leipziger Bürgern Abschied zu nehmen. Kurt Masurs Urne war zusammen mit einem Bild von ihm neben dem Grab Johann Sebastian Bach aufgestellt. Aus Bachs Musik erklang das Air aus der D-Dur-Orchestersuite und das Dona nobis pacem aus der h-moll-Messe, gespielt vom Gewandhausorchester, dessen Samt-Klang Masur unverwechselbar geprägt hatte.
Mit Felix Mendelssohn Bartholdy, einem seiner berühmten Vorgänger im Amt, fühlte sich Kurt Masur besonders eng verbunden. Er hatte die Sanierung des Mendelssohn-Hauses in Leipzig gegen große Schwierigkeiten durchgesetzt, er engagierte sich viele Jahre als Präsident der Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung und der Internationalen Mendelssohn-Akademie. Deshalb durfte dieser Komponist in der Trauerfeier nicht fehlen. Als die Thomaner unter Gotthold Schwarz mit ihren Stimmen einsetzten und sangen "Verleih uns Frieden" [MWV A 11 (1831)] waren das wohl die anrührendsten Momente der würdigen Feier, die ohne gemeinsames Singen, Masur lag es stets am Herzen, nicht zu Ende gehen durfte. „Nun ruhen alle Wälder", das geistliche Abendlied von Paul Gerhardt, beschloss den gemeinsamen Gesang.
OBM Jung erinnerte an Masurs Engagement für die Stadtgesellschaft und an seine Verdienste beim Neubau des Gewandhauses am jetzigen Platz, am Augustusplatz. Er verfolgte hartnäckig sein Ziel und scheute auch Auseinandersetzungen mit den Mächtigen nicht.
Einige Leipziger Bürger werden Masurs Stimme noch im Ohr gehabt haben als er am 9. Oktober 1989 den „Aufruf der Leipziger Sechs" über den Stadtfunk verlas. Er selbst wehrte stets jede Überhöhungen seiner Rolle im Herbst 1989 zugunsten der historischen Wahrheit ab und sprach vom „Wunder in Leipzig", das die Leipziger Bürger mit ihrem Ruf nach Demokratie und ihrem Mut vollbracht haben. B. Jung verfiel dieser Versuchung nicht, aber er erinnerte: „Auf seinem Dirigentenpult hätten an diesem Abend für das Konzert im Gewandhaus auch die Noten von Beethovens Trauermarsch gelegen - für den Fall, dass es Schüsse oder Tote gegeben hätte."
Am 16. April wurde im Leipziger Gewandhaus ein Ehrenkonzert für Masur gegeben, Oberbürgermeister B. Jung sagte: "Wir werden ihn ehren, sein Vermächtnis fortführen und verneigen uns vor diesem großen Weltbürger."
Im großen Festkonzert zum Gedenken an Kurt Masur am 16. April wirkte die weltbekannte Violinistin und langjährige Weggefährtin Anne-Sophie Mutter mit. Das Gewandhausorchester wurde von dem Chefdirigent der Dresdner Philharmonie und Cellisten Michael Sanderling geleitet. Für das Konzert hat der Komponist Steffen Schleiermacher ein neues Werk geschrieben.
Die Beisetzung der Urne erfolgte nach dem Trauergottesdienst im engsten Familienkreis. Seine letzte Ruhe fand Masur an dem Künstlerfeld des Leipziger Südfriedhofs, unweit des Grabes des federführenden Gewandhausarchitekten und Hochschullehrers Rudolf Skoda, der am 5. April 2015 in Leipzig verstorben war.
Wenn Sie, liebe Leser, mehr über das Leben und Wirken von Kurt Masur, der viele nationale und internationale Auszeichnungen erhielt, wissen wollen, können Sie folgende Seiten aufschlagen:
http://www.mdr.de/sachsen/leipzig/masur102.html
http://www.leipzig-lexikon.de/biogramm/Masur_Kurt.htm
Weitere Quellen:
Jung, Hans-Rainer: Das Gewandhausorchester. Seine Mitglieder und seine Geschichte seit 1743. Leipzig, Faber & Faber 2006. S. 296
Mundus, Doris: 18. Juli 1927. Kurt Masur - Gewandhauskapellmeister und »homo politicus« - In: Leipziger historischer Kalender 2007. Lehmstedt Verlag, Leipzig 2006.
Bildnachweis/Bildbeschreibung
Kopfbild und Bild 1: via English Wikimedia - gemeinfrei
Bild 2: https://de.wikipedia.org/wiki/H-Moll-Messe
Bild 3: Bundesarchiv, Bild 183-1983-0208-024 / Grubitzsch (geb. Raphael), Waltraud / CC-BY-SA 3.0:
* ADN-ZB/Grubitzsch/8.2.83/Leipzig: Die Richard-Wagner-Tage der DDR wurden am 7.2. mit einem festlichen Konzert im Neuen Gewandhaus Leipzig eröffnet. Das Gewandhausorchester und der Gewandhauschor unter Leitung von Prof. Kurt Masur (4. v. r.) sowie die Solisten Eva-Maria Bundschuh (Sopran/2. v. r.), Theo Adam (Baß/rechts) und Klaus König (Tenor/3. v. r.) boten u.a. konzertante Auszüge aus den Opern "Der fliegende Holländer" und "Die Meistersinger von Nürnberg".
Bild 5: Grabstätte von Kurt Masur = Kopfbild, Bild 4 und die Collagen 5 und 6 von Ursula Drechsel.