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Sesenheimer Liebeslyrik

Florian Russi

Während seines Studiums in Straßburg lernte Johann Wolfgang von Goethe die Sesenheimer Pfarrerstochter Friederike Brion kennen. Die beiden verliebten sich ineinander und Goethe wurde durch Friederike zu wundervollen Gedichten angeregt.

Einige von ihnen (Heideröslein, Mailied, Willkommen und Abschied u. a.) zählen zu seinen besten und beliebtesten überhaupt. In diesem Heft sind sie vorgestellt und mit Bildern und Erläuterungen angereichert.

25. Jubiläum für Bühnenbilder und Kostüme von Werner Tübke

25. Jubiläum für Bühnenbilder und Kostüme von Werner Tübke

Volker Pohlenz

Werner Tübke
Werner Tübke


Vor 25 Jahren, am 28.02.1993, hatte an der Oper in Bonn der „Freischütz“ von Carl-Maria von Weber Premiere, inszeniert von Giancarlo del Monaco, die musikalische Leitung hatte Generalmusikdirektor Dennies Russell Davies. Aber eine Weltpremiere besonderer Art hatten die von dem Leipziger Maler Werner Tübke (* 30. Juli 1929 in Schönebeck; † 27. Mai 2004 in Leipzig) entworfenen Bühnenbilder und Kostüme. Die Ausführung der Bühnenmalerei übertrug er aber seinen erfahrenen Mitarbeitern, Eberhard Lenk (* 1951 in Zwickau) und Volker Pohlenz (* 1956 in Eilenburg).
Beide Maler kannte Werner Tübke aus der Mitarbeit am Bauernkriegspanorama in Bad Frankenhausen, beide waren mit Tübkes Stil und Maltechnik bestens vertraut; weiter konnten vier Bonner Theatermaler für die malerische Umsetzung dieses über 900 qm umfassenden Projektes gewonnen werden.

Spielvorhang zur Ouvertüre des "Freischütz"
Spielvorhang zur Ouvertüre des "Freischütz"


Die Arbeit für den Bonner „Freischütz“ war Tübkes erster großer Auftrag nach 1989, zugleich sein erster großer Auftritt auf der gesamtdeutschen Bühne. Ähnliches kann man auch von den Mitarbeitern Lenk und Pohlenz sagen. Vermittelt wurde dieser Auftrag von Giancarlo del Monaco, der Ende 1990 als Gast an der Oper Leipzig inszeniert hatte. Er war beim Anblick des Bauernkriegspanoramas so begeistert, dass er ausrief: „Ja, so soll es sein, so will ich es für den Freischütz.“
Tübke war aber kein Musikliebhaber, fand klassische Musik, Jazz alles zu laut, belästigend. Und Oper? „Da schlaf ich sofort ein.“ Der vehemente Opernverächter ließ sich dennoch auf den Auftrag ein unter der Bedingung, dass keine Kulissen zur Musik, sondern Malerei parallel zur Musik geschaffen werden soll – also eine eigene Welt der Bilder. In seinem Namen, wenn es denn sein muss, mag sich auch eine Oper abspielen.

Bernhard Lenk malt das 1. Bild
Bernhard Lenk malt das 1. Bild


Professor Werner Tübke arbeitete an den Farbentwürfen in seinem Leipziger Atelier, die er im Sommer 1992 fertigstellte. Diese Malerei war leichtfüßiger, transparenter als die in Bad Frankenhausen, zarter, kontrastärmer, insgesamt musikantischer und lyrischer. Als Malsaal diente den Künstlern im Sommer 1992 großzügige Räumlichkeiten in einer ehemaligen Jutefabrik. Sie selbst waren bescheiden im Pförtnerhäuschen untergebracht. Zunächst wurde vier Wochen das Material, Grundierungs- und Ölfarben getestet und Übungsbilder gemalt. Eine extra angefertigte Holzwand diente als Großstaffelei.
Dann wurde es ernst: Wie in Bad Frankenhausen wurde eine konturierte Zeichnung der Bildvorlage mit einem Fineliner auf Folie angefertigt, in Planquadrate unterteilt und schließlich mit dem Tageslichtprojektor auf die grundierte Leinwand projiziert. Die Konturen wurden mit Binderfarben aufgetragen. In den 9 Monaten bis zur Premiere mussten die Arbeiten straff organisiert werden. Die Bonner Malersaalkollegen standen erst Ende August zur Verfügung.

Volker Pohlenz vor der Malwand
Volker Pohlenz vor der Malwand


Als erstes wurde die Landschaft für die 1. Szene gemalt‚ gefolgt von der Landschaft der 3. Szene. Ende August 1992 wurde mit dem Spielvorhang begonnen, an dem 10 Wochen gearbeitet wurde.

Nächtliche Landschaft mit Mondschein
Nächtliche Landschaft mit Mondschein


Danach wurde mit der nächtlichen Landschaft, 2. Szene, begonnen, welche dann im Januar 1993 von Eberhard Lenk allein beendet wurde. Volker Pohlenz begann allein mit der Ausführung der 4. Landschaft im Malersaal auf der Wand. Gegen Ende Januar 1993 kam dann noch Eberhard Lenk dazu, nachdem er seine nächtliche Landschaft im Montagesaal beendet hatte. Etwa Mitte Februar waren die Arbeiten am Freischütz beendet.

Der Wandelprospekt wurde nach der Sommerpause 1992 von der Werkstatt in Angriff genommen und gegen Mitte Dezember 1992 fertig gestellt. Somit wurde flächenmäßig etwa die gute Hälfte des Frankenhäuser Panoramabildes in nur achteinhalb Monaten realisiert, also pünktlich vor der Premiere.

Prof. Tübke besuchte etwa aller 10 Wochen die ausführenden Maler in Bonn, um sich über den Fortgang der Arbeiten zu informieren. Kurz vor der Premiere war er dann länger mit am Set.
Die Erwartungen für diese Inszenierung waren natürlich sehr hoch.
Für die Premierenbesetzung konnte u. a. für die Rolle des Max der Tenor René Kollo gewonnen werden. Die Agathe sang die Norwegerin Turid Karlsen, das Annchen die Österreicherin Eva Lind, alles bekannte Sänger in der Opernszene. Weitere 20 Vorstellungen standen bis zur Sommerpause 1993 noch auf dem Spielplan. Wie das so üblich ist, gibt es für solche Inszenierungen noch eine Zweitbesetzung, weil die Stars wiederum Verpflichtungen an anderen Häusern hatten.

Volker Pohlenz vor seiner Arbeit
Volker Pohlenz vor seiner Arbeit


Diese Inszenierung soll doch brav gewesen sein. Lediglich beim Schlussbild mit dem Jägerchor wurde im Vordergrund ein Maler an der Staffelei eingebaut, der praktisch das gesamte Bühnenbild mit Personal auf die Leinwand bannt. Letztendlich hat das opulente Bühnenbild die wohl eher mittelmäßige Inszenierung gerettet. Als Fazit stand dann auch in der Bonner Rundschau vom 2.3.1993: „Das Gute, was man nicht hörte, hatte man wenigstens gesehen.“ Im Feuilleton des Bonner Generalanzeigers vom 2.3.1993 war abschließend zu lesen: „Der Schlussbeifall war freundlich, aber nicht sonderlich groß. Dennies Russell Davies musste eine Menge Buhs verkraften, für den Regisseur Giancarlo del Monaco gab es neben Beifall und Buhs auch einige Bravos, und der Malerstar aus Leipzig, Werner Tübke, der mit seinen mehr als 900 qm Ölmalerei den spektakulärsten Anteil an der Produktion hatte, wurde gar herzlich gefeiert.“

In einem Interview im Februar 1993 erklärte der große Meister Werner Tübke:

„Der ganze „Freischütz“-Zyklus wird zusammen bleiben, einschließlich der Skizzen, Vorzeichnungen, Figurinen...“ Heute befinden sich die gesamten Vorarbeiten Tübkes zum Freischütz im Panorama-Museum in Bad Frankenhausen.

Bildnachweis

Volker Pohlenz

Herrn Hans-G. Marschner ist für seine technische Unterstützung zu danken.

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